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Schreiben Francois Blanchards im Jahre 1781

Dies ist eine Abschrift aus dem Buch Kultur-Kuriosa von 1910. Er behandelt den Flugpionier Francois Blanchard, der später bekannter Ballonfahrer wurde.

... Im Jahre 1781 veröffentlichte Francois Blanchard ( gest. 1809) im Journal de Paris einen Brief, in dem er einen Flugapparat beschrieb, an dessen Konstruktionen er 10 Jahre lang gearbeitet hatte.
'Auf einem kreuzförmigem Gestell ruht eine Art Boot von 4 Fuß Länge und 2 Fuß Breite, welches sehr widerstandsfähig ist, obwohl es nur aus dünnen Stäben besteht.
Zu beiden Seiten des Schiffes erheben sich 6-7 Fuß hohe Stützen, die 4 Flügel von je 10 Fuß Länge tragen. Diese bilden zusammen einen Schirm. der einen Durchmesser von 20 Fuß und mithin einen Umfang von mehr als 60 Fuß hat. Die 4 Flügel bewegen sich mit überraschender Leichtigkeit. Die ganze Maschine, obwohl von beträchtlicher Größe, kann bequem von 2 Männern in die Höhe gehoben werden. Sie hat in der Tat die größte Vollkommenheit erreicht. Man wird mich, schneller als einen Raben, die Luft durchschneiden sehen, ohne daß der rapide Flug mir den Atem benimmt, da ich durch eine sinnreiche Schutzvorrichtung davor gesichert bin.'

Viel war bei dieser Ankündigung Aufschneiderei. Immerhin machte er im Garten seines Hauses Flugversuche und es gelang ihm in der Tat mit Hilfe eines Gegengewichtes von 20 Pfund, das an einer Stange herabglitt, eine Höhe von 80 Fuß zu erreichen. Der Apparat bedurfte also nur mehr eines Auftriebs von 20 Pfund, um das Problem zu lösen. Später soll diese Differenz gar auf 6 Pfund ermäßigt worden sein. Das war zweifelsloser Erfolg.
Anders dachte darüber der berühmte Astronom J.J.L de Lallande (1732 - 1807), der in einem Schreiben vom 18 Mai 1782 im Journal de Paris seinen Unwillen über das von Blancharf erregte Aufsehen Luft machte:
>> ... Gestatten Sie, daß ich das Wort ergreife, um Ihren Lesern die Versicherung zu geben, daß das Schweigen der Gelehrten ein Schweigen der Nichtachtung ist. Es ist in jeder Hinsicht als unmöglich erwiesen, daß sich ein Mensch in die Luft erheben und darin halten könne. Coulomb, Mitglied der Akademie der Wissenschaft, hat vor etwa einem Jahre in einer unserer Sitzungen einen Vortrag gehalten, in welchem er, auf Erfahrungstatsachen gestützt, durch Berechnung der menschlichen Kräfte nachweist, daß man dazu Flügel von 12000 bis 15000 Fuß Größe haben müsse, die mit einer Geschwindigkeit von 3 Fuß in der Sekunde bewegt werden müßten.
Nur ein Tor kann auf Realisierung solch phantastischer Ideen noch hoffen.<<
Er fügte noch hinzu, daß es ebenso unmöglich sei, sich durch das geringere spezifische Gewicht luftleerer Körper zu erheben.
Noch im gleichen Jahre, im November 1782, hat Stephan Mongolfier den Warmluftballon zu Aignon erfunden.

Bei diesem Textauszug beruft sich der Autor Dr. Max Kemmlich 1910 wiederum auf Mitteilungen des Professor Emden/München und des Grafen Karl v. Klinckowström entnommen, die 1908 veröffentlicht wurden.

© horst decker



Flugzeughandschrift Melchior Bauers um 1763